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WICHTIGEN ERKENNTNISSEN AUF DER SPUR

24.11.2023

Prof. John Neoptolemos geht es hier um das Entstehen von Resistenzen bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu verhindern.

Prof. John Neoptolemos


THERAPIEMÖGLICHKEITEN VERBESSERN
DURCH FÖRDERUNG VON FORSCHUNG

Trotz umfangreicher Bemühungen im Bereich der Forschung und mittlerweile wesentlich verbesserten Therapiemöglichkeiten geht mit der Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs noch immer eine sehr schlechte Überlebensprognose einher. Chemotherapien werden heutzutage nicht nur bei fortgeschrittenen Tumoren, sondern auch bereits im Frühstadium eingesetzt. Je nach Indikationsstellung erfolgt dies als adjuvante Therapie, also nach der Operation oder als neoadjuvante Therapie und somit vor der Operation. Bei der neoadjuvanten Therapie geht es darum, die Größe des Tumors vor dem operativen Eingriff zu reduzieren, wodurch auch zunächst nicht operable Tumore derart verändert werden können, dass ein operativer Eingriff möglich wird. Die adjuvante Chemotherapie dagegen wird angewendet, um bei einem zuvor vollständig entfernten Tumor das Rezidivrisiko, also die Gefahr eines Wiederauftretens des Tumors, zu verringern. Auch die neoadjuvante Therapie, also die Chemotherapie vor der Operation, zielt darauf ab, dieses Rückfallrisiko zu verringern, indem sie durch die Verkleinerung des Tumors vor der Operation dazu beiträgt, dass dieser schonend und möglichst vollständig herausoperiert werden kann. Doch kommt es leider immer wieder vor, dass trotz bestmöglich auf den jeweiligen Patienten zugeschnittener Therapieformen Medikamentenresistenzen entstehen. Heidelberger Wissenschaftlern ist es nun gelungen, herauszufinden, warum manche Tumorzellen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs medikamentenresistent, andere dagegen medikamententolerabel sind.

Von dieser Erkenntnis erhoffen sich die Heidelberger Forscher einen maßgeblichen Schritt hin zu einer optimierten medikamentösen Therapie. Die Forschenden fanden heraus, dass Bauchspeicheldrüsentumoren aus unterschiedlichen Zelltypen bestehen, die jeweils unterschiedlich auf entsprechende Chemotherapien ansprechen. In einer Zusammenarbeit mit der Universität Glasgow gelang es der Heidelberger Forschergruppe um Herrn Prof. Dr. John P. Neoptolemos jetzt herauszufinden, dass ein Enzym, nämlich das sog. CYPA3A, für das Nichtansprechen einer Untergruppe von Tumorzellen im Rahmen der Chemotherapie verantwortlich ist. Am häufigsten aber ungünstigerweise auch am aggressivsten sind die Pankreastumoren, die sich im Pankreasgang befinden. Bei der Therapieentscheidung spielt somit die genaue Lage des Tumors, seine Ausbreitung, der jeweilige Zelltyp und seine Größe eine entscheidende Rolle. „Im Laufe einer Chemotherapie können sich Zelluntergruppen bilden, die resistent gegenüber den eingesetzten Substanzen sind“, erklärt Prof. Dr. John P. Neoptolemos von der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Diese Resistenzen stellen uns vor besondere Herausforderungen, da sie zum erneuten Heranwachsen der Tumoren beitragen, worauf die schlechten Überlebensprognosen zurückzuführen sind“. Laut Professor Dr. Peter Bailey von der Universität Glasgow gehen die Forscher nach den neusten Erkenntnissen davon aus, dass diese Zellen große Mengen von CYP3A enthalten. CYPA3A bewirkt im menschlichen Körper, dass Gifte und Medikamente abgebaut werden. Dadurch kommt es auch zum Abbau der in der Chemotherapie eingesetzten Medikamente, bevor diese ihre volle Wirkung entfalten können, so Prof. Bailey von der Abteilung für Tumorwissenschaften der Universität Glasgow.

Um dieser Erkenntnis noch tiefer auf den Grund zu gehen, gingen die Forschenden dazu über, Tumorproben, die zum Zeitpunkt der Diagnose vorhanden waren, mit denen, die im Verlauf der Chemotherapie aufgefunden wurden, zu vergleichen. Sie erhofften sich davon weiterführende Erkenntnisse über die Entwicklung der Tumoren. Dabei stießen sie auf Zelltypen, deren Menge während und nach der Chemotherapie wesentlich größer war. Anhand von „Organoiden“, die aus Krebsgeschwülsten gewonnen wurden, fanden die Forscher heraus, dass Zellen mit erhöhtem CYP3A-Spiegel eine ausgeprägte Resistenz gegenüber bestimmten Chemotherapeutika aufweisen. „Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck daran“, so Prof. Dr. Christoph Michalski, Ärztlicher Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Uniklinikum Heidelberg, „derartige Zusammenhänge künftig noch besser zu verstehen. Dadurch erhoffen wir uns, die so entstehenden Resistenzen bald durchbrechen zu können, damit die Chemotherapie ihre volle Wirksamkeit entfalten kann. Aktuell liegt unser Fokus auf den Untersuchungen einer zielgerichteten Blockade des CYP3A- Enzyms, um die Entwicklung der resistenten Tumorzellen nicht nur erkennen, sondern deren Entstehung auch mithilfe gezielter Medikamente verhindern zu können.

Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Heidelberger Stiftung Chirurgie wäre diese wegweisende Forschung nicht realisierbar gewesen. Ein herzliches Dankeschön daher an alle Förderer unserer Stiftung.

Wenn auch Sie künftig mithelfen wollen, diesen wichtigen Forschungsbereich, der mit den jetzt gewonnenen Erkenntnissen an einem Scheidepunkt hin zu wesentlich erfolgreicheren Behandlungsmöglichkeiten des Bauchspeicheldrüsenkrebs steht, zu unterstützen, freuen wir uns über Ihre Spende auf das Spendenkonto der Heidelberger Stiftung Chirurgie mit dem Vermerk Bauchspeicheldrüsenkrebsforschung.

Wir würden uns sehr wünschen, dass sich viele Menschen von diesem Appel angesprochen fühlen, um mit uns gemeinsam diesen entscheidenden Schritt bei der Bekämpfung von Bauchspeicheldrüsenkrebsresistenzen zu gehen.

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